Nach dem Krieg bei den Nuba
George Rodger sucht das zweite Eden
Aktualisiert am 09.07.2017
- 16:38
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Man tut George Rodger kaum Unrecht, wenn man ihn als Draufgänger bezeichnet. Den ganzen Zweiten Weltkrieg über war er als Bildreporter unterwegs, doch die Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen führte ihn am 15. April 1945 an die Grenze dessen, was er ertragen konnte. Es war im Anschluss an dieses traumatische Erlebnis, schreibt nun „Magnum“-Fotograf Chris Steele-Perkins, dass Rodger eine Reise nach Afrika antrat – auf der Suche nach einem „zweiten Eden“. Bild: George Rodger / Magnum Photos

Von 1948 bis 1950 war er unterwegs, und auch wenn die Kultur der Nuba, bei denen er die längste Zeit verbrachte, kaum als gewaltfrei zu bezeichnen war, kam es Rodger vor, als hätten diese Menschen ein viel größeres Verständnis von Ehre und Güte als er, als kämen nicht sie, sondern er von einem „schwarzen Kontinent“. Bild: George Rodger / Magnum Photos

Es mögen die erlebten Kriegsgreuel gewesen sein, die Rodger anregten, hinter der äußerlichen Härte der Nuba eine stolze Schönheit freizulegen, und nicht wenige seiner Aufnahmen sind geprägt von einer Suche nach dem „Edlen Wilden“, das Stereotyp vom unverdorbenen Menschen, der im Einklang mit der Natur lebt. Bild: George Rodger / Magnum Photos

Seine Schwarzweißaufnahmen erschienen damals im „National-Geographic-Magazin“ und machten gleichermaßen Rodger wie die Nuba bekannt. Jetzt, zweiundzwanzig Jahre nach Rodgers Tod, präsentiert ein Fotoband bisher unveröffentlichte Farbaufnahmen jener Zeit. Bild: George Rodger / Magnum Photos

Die Bilder lassen ein vergangenes Afrika aufleben, dessen Bewohner Kriegshörner aus Elefanten-Stoßzähnen tragen und dessen Männer schweren Schmuck um die muskulösen Arme gelegt haben, der bei rituellen Kämpfen in der Sonne aufblitzt. Die Nuba lebten traditionell nackt, doch die Körper wirken wie Rüstungen; die Schmucknarben wie Verzierungen dieses Panzers. Bild: George Rodger / Magnum Photos

Als Leni Riefenstahl Aufnahmen von Rodger gesehen hatte, bat sie ihn, sie bei den Nuba einzuführen. „In Kenntnis Ihres Hintergrunds und des meinigen haben wir uns – denke ich – nichts zu sagen“, war seine knappe Antwort. „Nuba & Latuka. The Colour Photographs“ von George Rodger, Chris Steele-Perkins und Aaron Schuman. Prestel Verlag, München 2017. 112 Seiten, zahlreiche Farbaufnahmen. Gebunden, 39,95 Euro. Bild: George Rodger / Magnum Photos