„Eine beispiellose Raubgrabung“
Herr Professor Miglus, Sie haben auf dem Gelände der Stadt Mossul einen Palast untersucht, der bis vor wenigen Jahren noch unzugänglich war, weil er mit einer 2014 von der Terrormiliz IS gesprengten Moschee überbaut war. Wie kam es dazu?
Der spätassyrische Palast auf Tell Nebi Yunus, dem südlichen Siedlungshügel von Ninive, war schon zuvor aus den Inschriften der assyrischen Könige Sanherib (704 bis 681 vor Christus) und Asarhaddon (680 bis 669 vor Christus) bekannt. Punktuell wurden dort bereits im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert Ausgrabungen durchgeführt. Allerdings verhinderte die Bebauung des Hügels, die Moschee und Privathäuser sowie ein bis heute existierender Friedhof, eine umfassende Untersuchung der Palastanlage. Im Sommer 2017, nach der Befreiung von Mossul, wandte sich die Direktion des State Board of Antiquities and Heritage im Irak an mich mit dem Vorschlag, den Zustand der archäologischen Hinterlassenschaften auf Tell Nebi Yunus zu untersuchen. 2018 konnte ich mit einem kleinen Team zwei Forschungsreisen unternehmen, um die Ruine der Nebi-Yunus-Moschee und die in den Raubtunneln sichtbaren Reste des assyrischen Palastes zu erfassen. Die erste Phase umfasste die topographische Aufnahme des Hügels Nebi Yunus sowie die Erkundung und Dokumentation der illegalen Ausgrabungen und der exponierten Architekturreste des assyrischen Palastes. Im Sommer 2018 erhielt mein Kollege, Professor Stefan M. Maul vom Institut für Assyriologie in Heidelberg, eine fünfjährige Forschungslizenz für den Westteil von Ninive. Zum Auftakt dieses Projekts fand vom 20. August bis 15. Oktober 2019 eine Grabungskampagne auf Tell Nebi Yunus statt, die von Maul und mir geleitet wurde.
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