Die Bretagne-Strategie
Dies ist eine Liebesgeschichte. Sie fing an vor ungefähr zehn Jahren in einem Hotel in der Bretagne an. Im Les Ajoncs d’Or in Pont-Aven hängen sehr viele Bilder, Kopien von Gauguin. Das hat einen Grund. Der Maler war bei einem Spaziergang mit seiner jungen javanesischen Freundin und einem Äffchen in Concarneau mit Halbstarken aneinandergeraten und verprügelt worden. Angeschlagen und mit gebrochenem Bein zog sich Gauguin für zwei Monate zu Erholung in jenes Haus zurück. Bezahlt hat er den Aufenthalt mit zwei Bildern. Heute hängen dort Dutzende von Kopien, die Gauguins Schüler in exzellenter Qualität angefertigt haben. „Als ich in dem Raum saß, dachte ich, was, wenn eines davon echt wäre?“, sagt Jörg Bong heute über die Geburtsstunde seiner Romanidee rund um den bretonischen Kommissar Dupin.
Damals war Jörg Bong noch nicht Jean-Luc Bannalec. 1966 in Bad Godesberg geboren, an einem Bonner Gymnasium zum Frankophilen geworden, wirkt der weltoffene, zugewandte Rheinländer mit Mehrtagebart und familiären Wurzeln nach Holland und Belgien beim Gespräch auf seinem Frankfurter Balkon entspannt. Ein Blick auf sein Leben lässt diese Haltung angemessen erscheinen. Eine germanistische Laufbahn an der Universität Frankfurt gibt er auf, wechselt stattdessen 1997 als Assistent der Verlegerin und Eigentümerin des Verlages S.Fischer, Monika Schoeller, in das traditionsreiche, zu Holtzbrinck gehörende Verlagshaus. Seine Karriere nimmt zügig Fahrt auf. Mit Mitte dreißig übernimmt Bong Programmverantwortung, 2015 wird er verlegerischer Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung. Im Frühjahr 2019 kündigt er seinen Abschied vom Verlag an, im Herbst stirbt Monika Schoeller.
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