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Literatur in der F.A.Z.
Die wichtigsten Romane des Herbstes
18.10.2021
, 17:55
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Bild: Verlage
Wechselwirkung von Erwartung und Ereignis
In ihrem neuen Roman erzählt Marie NDiaye von einer Anwältin, die bei einem aktuellen Mandat auf die eigene Vergangenheit stößt.Eine Lösung des Rätsels um ihre Rechtsanwältin biete Marie NDiaye nicht, schreibt unsere Rezensentin Lena Bopp, „dafür blickt sie umso tiefer in die Abgründe, in die sie Maître Susane schickt und in denen diese fast den Verstand verliert. Ist das Wahnsinn? Könnte sein. Doch was wahnsinnig ist, steht in diesem Buch eben sehr gekonnt dahin.“Zur vollständigen Rezension
Bild: Suhrkamp
New York ist riesig, sagte meine Mutter
Familienaufstellung I: Matthias Nawrat schildert in „Reise nach Maine“ ein kleines Unglück, das einen großen Konflikt offenbart.„Die Natur von Maine hilft dabei, eine Entfremdungserfahrung klar zu formulieren“, schreibt unser Rezensent Jan Wiele, „wobei das Traurige daran kaum hervorgehoben wird, die Entfremdung wird vielmehr protokollarisch festgehalten. Matthias Nawrat erzählt, wie stets, sehr präzise und hält manchmal einfach nur fest, was an Sinneseindrücken festzuhalten ist – ohne jegliche Überhöhung. Das kann seinerseits befremdlich wirken, soll es ja vielleicht auch.“Zur vollständigen Rezension
Bild: Rowohlt
Als die Geierknochenflöte erfunden wurde
Neandertaler trifft Homo sapiens: Ulrike Draesners „Doggerland“ bringt eine im Meer versunkene Welt als Langgedicht zurück.„Wo alles Anfang ist, alles zum ersten Mal geschieht, ist die Aufgabe, den Phänomenen sprachliche Form zu verleihen, ebenso reizvoll wie riskant“, schreibt unser Rezensent Tilman Spreckelsen: „Draesner nutzt diese Chance beeindruckend. Sie gibt ihrem Doggerland mit großer Virtuosität eine Frische, die im versunkenen Gebiet überraschenderweise sogar Züge eines Sehnsuchtsorts erkennen lässt. Dass sie es zugleich als lebendig wie als völlig artifiziell zeichnet, macht den eigentümlichen Reiz dieses Langgedichts aus.“Zur vollständigen Rezension
Bild: Penguin Verlag
Wenn Helden sterben, dann meist aus Versehen
Margaret Atwood wurde mit „Handmaid’s Tale“ weltberühmt. Doch schon 1972 sorgte sie mit einem „Streifzug durch die kanadische Literatur“ unter dem Titel „Survival“ für großes Aufsehen.„Das Faszinosum an 'Survival' jenseits literaturhistorischer Relevanz liegt darin“, urteilt unsere Rezensentin Sandra Kegel, „dass es nicht nur die englischsprachigen Literaturen auf äußerst originelle Weise gegen den Strich bürstet, sondern außerdem von dem Land Kanada erzählt, wie es die Autorin 1972 sieht. Damit freilich folgt Margaret Atwood ihrem eigenen Credo, wonach die Literatur geprägt wird durch die Menschen, die sie erschaffen, die wiederum von dem Ort geprägt werden, an dem sie leben.“Zur vollständigen Rezension
Bild: Berlin Verlag
Die Korrespondenz der Dinge
Echo eines Lebens: In „Camondo“ widmet sich Edmund de Waal dem kostbaren Erbe eines Pariser Bankiers.Der Briefroman, schreibt unsere Rezensentin Ursula Scheer, „verbindet in Betrachtungen, Annäherungen und Abschweifungen das Schicksal der Camondos mit der Familien- und Kulturgeschichte, der Edmund de Waal in seinem vielbeachteten Erstling 'Der Hase mit den Bernsteinaugen' über die Ephrussis aus Odessa, seine jüdischen Vorfahren mütterlicherseits, nachspürte. Auf verwickelte Weise sind beide Familienkreise miteinander verbandelt. In der Rue de Monceau, auf jenem 'goldenen Hügel' im achten Arrondissement, treffen sie schließlich Ende des neunzehnten Jahrhunderts aufeinander: an einem Ort der Begegnungen und Neuanfänge, der zur tödlichen Falle wurde. Meisterlich vereint De Waal in seinen essayistischen Briefen Archivalisches, Literarisches und im Musée Camondo Betrachtetes mit Imaginiertem und persönlichen Ansprachen.“Zur vollständigen Rezension
Bild: Zsolnay Verlag
Schreiben ist das einzig Verlässliche
Familienaufstellung II: Julia Franck erzählt „Welten auseinander“ von sich selbst und doch über das, worin wir alle verstrickt sind.„Das größte Kunststück, dass Julia Franck in 'Welten auseinander' gelingt“, schreibt unsere Rezensentin Melanie Mühl, „ist der von Selbstmitleid und Bitterkeit vollkommen freie Ton der Ich-Erzählerin. Fast protokollarisch berichtet sie bisweilen von ihren Erlebnissen im Irrenhaus Familie. Sie ist ihr entwachsen und bleibt ihr doch auf ewig verbunden, wie jeder von uns mit seiner Vergangenheit auf eine Weise verstrickt ist, die sich manchmal nur erahnen lässt.“Zur vollständigen Rezension
Bild: S. Fischer
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