Beeilt euch, Gutes zu tun!

Der „heilige“ deutsche Doktor Friedrich Joseph Haass (1780 bis 1853) ist ein bis heute lebendiger Mythos in Moskau. Sein Grab auf dem Wwedenski-Prominentenfriedhof im Stadtbezirk Lefortowo, das Nachbildungen der von ihm entwickelten erleichterten „Haassschen“ Eisenfesseln für Strafgefangene schmücken sowie sein in Stein gemeißelter Wahlspruch „Beeilt euch, Gutes zu tun!“, ist auch jetzt gepflegt und mit frischen Blumen geschmückt.
Der in Bad Münstereifel zurzeit der französischen Besatzung aufgewachsene Haass war als junger Arzt – wie viele deutsche Mediziner – nach Moskau gekommen, wo er als Modedoktor der besseren Gesellschaft reüssierte. Doch berühmt wurde er durch seine sozialmedizinischen Reformen und die Gefangenenfürsorge, die sein nicht unbeträchtliches Vermögen nach und nach aufzehrten. Eine Lebensbeschreibung verfasste 1904 der Jurist Anatoli Koni, vor fünf Jahren wurde in Moskau die Oper „Doktor Haass“ uraufgeführt, 2018 sprach die katholische Kirche Friedrich Haass selig. Nun hat der Germanist Dirk Kemper, der seit 2005 an der Moskauer Geisteswissenschaftlichen Universität lehrt, nachgereicht, was fehlte: eine geistes- und wissenschaftsgeschichtliche Studie, die Beweggründe und Kontext dieses außergewöhnlichen Lebens aufzeigt. Entsprechend untertitelt Kemper seine Abhandlung: „Biografie einer Legende“.
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