Auf dem Weg zum Hyperdoping

Raumfahrt hatte für den marxistisch inspirierten Staatssozialismus nicht nur ökonomische, militärische und propagandistische Bedeutung. Sie war auch ein ideologisch-utopisches Projekt. Die „Eroberung des Weltalls“ führte den real existierenden Sozialismus an seine verschwiegenen futuristischen Wurzeln, an die etwa der „Sieg über die Sonne“ anknüpfte, die Oper des Autorenkollektivs um Kasimir Malewitsch und Welimir Chlebnikov.
Seither war es ein unterschwellig mitlaufender Nebensinn sozialistischer Revolution, nicht nur anders zu wirtschaften und Politik zu treiben als in den Jahrtausenden zuvor, sondern auch einen neuen Menschen zu schaffen: neue Innenwelten und neue Körper. „Der Mensch wird unvergleichlich stärker, klüger, feiner werden. Sein Körper – harmonischer, seine Bewegungen – rhythmischer, seine Stimme – musikalischer; die Formen des Seins werden eine dynamische Theatralik gewinnen. Der menschliche Durchschnitt wird sich bis zum Niveau eines Aristoteles, Goethe, Marx erheben. Über diesen Berggrat werden sich neue Gipfel erheben.“ So lauten die letzten Sätze von Leo Trotzkis Aufsatz „Literatur und Revolution“ aus dem Jahr 1923. Aber ein Widerhall dieses transhumanistischen Umgestaltungsimpulses findet sich noch in dem bekannten Wort von Trotzkis Todfeind Stalin über die Schriftsteller als „Ingenieure der Seele“.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo
Lesermeinungen