Was eine Cannabis-Legalisierung bedeutet

Wenn es nur ums Recht der Deutschen auf ihren Rausch ginge; oder darum, dass der Staat die Menschen voreinander schützen sollte, aber nicht unbedingt vor sich selbst, nicht davor also, dass sie ihren eigenen Körpern und Seelen antun dürfen, was sie wollen, solange sie damit niemand anderen behelligen: dann gäbe es an den deutschen Verhältnissen wenig auszusetzen. Es ist zwar nicht erlaubt, Joints zu rauchen oder Haschischplätzchen zu essen, und es ist verboten, mit Cannabis zu handeln, zumal mit größeren Mengen. Aber die Gesetze werden von der Obrigkeit eher lässig exekutiert.
Zwar hört man gelegentlich von bayerischen Richtern, die den ertappten Besitzern kleiner Mengen die Strafe auferlegen, ein Jahr lang, per Haartest, die eigene Abstinenz nachzuweisen. Aber das sind die Ausnahmen von einer Regel, die besagt, dass der Konsum von Cannabis, in deutschen Großstädten jedenfalls, großzügig geduldet wird. Jeder kennt jemanden, der weiß, wo man sich etwas besorgen kann, ohne allzu tief hineinzusteigen ins kriminelle Milieu. Gestresste Angestellte schlafen gut und wachen ohne Kater auf, wenn sie, statt mit einem großen Whisky, sich abends mit einem Joint entspannen. Und wenn sie morgens den Kollegen davon erzählen, droht keine soziale Ächtung mehr.
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