Die Mauer in den Bäuchen
Wenn es zwischen Ost und West hakt, werden oft grobe Geschütze aufgefahren: Unrechtsstaat, Treuhand, Pegida, AfD. Das geht schon so seit den „Jammer-Ossis“ und „Besser-Wessis“ Mitte der neunziger Jahre. Dabei könnte man den damit verbundenen Unterstellungen und Kränkungen doch viel besser entgehen, wenn man sich gegenseitig in die Kochtöpfe und Backröhren schaute. Denn kaum ein kommunikativer Vorgang hat eine derartig pazifizierende Wirkung wie der Austausch von Kochrezepten. Doch gibt es da überhaupt noch große Unterschiede? Wäre eine Angleichung der Essgewohnheiten überhaupt wünschenswert, da doch die Regionalküche in jüngster Zeit für eine Ausdifferenzierung gesorgt hat? Und verdeckt nicht der angenommene Ost-West-Unterschied kleinteiligere Differenzen zwischen Stadt und Land und zwischen sozialen Schichten in West wie in Ost?
Ein erster Blick in die Statistik ergibt wenig Spektakuläres. Im jüngsten Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, der unmittelbar vor Ausbruch der Corona-Pandemie abgeschlossen wurde, antworten Ost und West auf die Frage, worauf es beim Essen ankomme, auffällig ähnlich: Gut schmecken muss es natürlich (99 Prozent Ost, 98 Prozent West), und gesund sollte es auch sein (jeweils 90 Prozent). Lediglich in der Kategorie „preiswert“ liegt der Osten mit 38 zu 31 Prozent leicht vorn. Letzteres relativiert sich, wenn man als Vergleich die Alterskohorten betrachtet. So muss bei den Achtzehn- bis Neunundzwanzigjährigen knapp die Hälfte auf den Preis achten, bei den mehr als Sechzigjährigen ist es dagegen kaum ein Drittel. Deutliche Unterschiede finden sich hingegen beim täglichen Verzehr von Fleisch und Wurst (36 Prozent Ost, 24 Prozent West), wobei die Ostdeutschen auch beim Konsum von Obst und Gemüse vorn liegen.
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