Ein Plagiator kann noch Präsident werden

In den Vereinigten Staaten haben wie die Baseballspieler auch die Politikberater ihre Ruhmeshalle, wenn auch nur im Internet, nicht als Museum mit Manschettenknöpfen, Blackberrys und Taschenbuchausgaben von Machiavelli in den Vitrinen. Dort ist Eddie Mahe, Jr., verewigt, den seine Kollegen aus der American Political Consultants Association als Pionier der Anwendung neuer Medien und Technologien preisen. In der Parteizentrale der Republikaner in Washington installierte er den ersten Computer. Mahe ist am 3. Mai 2020 im Alter von 83 Jahren verstorben. Er hat nicht mehr miterlebt, wie eine seiner Prognosen falsifiziert wurde. Am 17. September 1987 hatte er der „New York Times“ gesagt: „Joe Biden wird nie zum Präsidenten dieses Landes gewählt werden.“
Biden, damals Senator für Delaware und Bewerber um die demokratische Präsidentschaftskandidatur des Jahres 1988, hatte an diesem Tag eine Pressekonferenz gegeben, auf der er zugab, als Jurastudent in einer Hausarbeit fünf Seiten aus einem Zeitschriftenaufsatz ohne Nachweis Wort für Wort übernommen zu haben. Mahe schien zunächst recht zu bekommen. Schon sechs Tage später folgte die nächste Pressekonferenz, auf der Biden bekanntgab, dass er sich aus dem Rennen zurückzog – mit starkem Widerwillen („with incredible reluctance“), wie er in seiner ehrlichen Art hinzusetzte, also ausdrücklich zögernd, als hätte er sein Aufgeben noch im Moment der Verkündung widerrufen können.
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