Aufklärung braucht Namen

Wie weit entfernt muss der Gedanke persönlicher Verantwortung beim Thema des sexuellen Missbrauchs liegen, wenn man sich kirchlicherseits ehrlich überrascht darüber zeigt, dass Namensnennungen brisant sind? Als das Erzbistum Köln in der vergangenen Woche eine langfristig angekündigte Pressekonferenz in letzter Minute verschob, bei der die unabhängige Untersuchung einer Rechtsanwaltskanzlei zu den Verantwortlichkeiten innerhalb der Kölner Kirchenleitung vorgestellt werden sollte („Es werden Namen genannt, da gibt es keine Tabus“, hatte Generalvikar Markus Hofmann angekündigt), da wurden nicht etwa virologische, sondern äußerungsrechtliche Bedenken in Anschlag gebracht, die es erst noch auszuräumen gelte.
Eigentlich unfassbar, aber dann eben wohl auch symptomatisch im genuinen Freud’schen Verdrängungs-Sinn. Symptomatisch dafür, wie die Kirchenbürokratie bislang an die sogenannte Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs heranging. Nämlich unter der Prämisse, die man in Köln gerade zu ändern anstrebt: dass Namensnennungen von vornherein ausgeklammert bleiben müssten.
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