Missbrauch mit System

Als der Durchbruch geschafft war, wollten die Anschuldigungen gar kein Ende mehr nehmen: Immer mehr Frauen traten an die Öffentlichkeit und sagten über den Mann, dem Meryl Streep fünf Jahre zuvor bei der Verleihung der Golden Globes noch als „Gott“ gehuldigt hatte, dass er sie sexuell genötigt, missbraucht oder vergewaltigt habe. Rose McGowan, Ambra Battilana Gutierrez, Asia Argento, Lucia Evans, Ashley Judd, Emily Nestor, Gwyneth Paltrow, Rosanna Arquette, Emma de Caunes, Cara Delevingne, Zelda Perkins, Heather Graham, Zoë Brock – die Liste bekannter und weniger bekannter Frauen, die den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein unter dem Hashtag Metoo beschuldigten, wurde immer länger.
Binnen Wochen zählte sie mehr als siebzig Namen. Umrisse systematischen Machtmissbrauchs wurden sichtbar, den viele in der Branche offenbar über Dekaden gedeckt, befördert oder beschwiegen hatten. Bald ging die erste Klage bei Gericht ein. Weitere folgten. Weinstein stürzte ins Bodenlose; seine Frau, seine Firma, die Oscar-Akademie und beinahe alle Prominenten, die etwas auf sich halten, sagten sich von ihm los. Nur noch auf Kaution frei, erwartet Weinstein die für kommenden Januar angesetzte Prozesseröffnung in New York, wo es um mehrere Fälle von Vergewaltigung, kriminelle sexuelle Handlungen und räuberische, sexuelle Übergriffe gehen wird.
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