Das nächste Land in Putins Schusslinie?

Mein schönstes Ferienerlebnis im vergangenen Jahr war ein Abend in Butscha. Dort gibt es einen kleinen See. Und in dem See eine winzige, mit hohem Gras bewachsene Insel, zu der man an einer seichten Stelle hinüberwaten kann. Ein heißer Augusttag. Picknick auf der kleinen Lichtung mit der Großfamilie von Taras, einem Kiewer Freund von mir, samt Kindern und Freunden, aus der Ukraine, aus Polen, aus England. Wir gehen baden. Als es dunkel wird, kochen wir über einem kleinen Feuer Plow, das usbekische Reisgericht, das alle miteinander verbindet.
Es fließt der georgische Wein, den ich mitgebracht habe. Und als der Mond aufgeht und Butscha erleuchtet, stimmt die Familie an zu einem Gesang, so wunderbar polyphon und warm, so vertraut und fremd zugleich, so sehnsüchtig. Als wir gegen Mitternacht zurückwaten und sich der helle Sternenhimmel im Wasser spiegelt, denke ich: Es gibt einfach Orte, die gesegnet sind. Ein halbes Jahr später heben russische Soldaten ein paar Meter weiter ein Massengrab aus.
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Tobias Münchmeyer ist Geschäftsführer des Caucasus Nature Fund (CNF) in Tiflis.
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