Wie China Einfluss auf Europas Wissenschaft nimmt

Die „große Mauer aus Stahl“, vor der Staatspräsident Xi Jinping kürzlich all jene warnte, die es wagten, China zu unterdrücken oder zu belehren, wird auch für europäische Universitäten zur fühlbaren Realität. Im Bemühen, das eigene Bild im Ausland zu kontrollieren und ihre wirtschaftlichen Interessen auszubauen, setzt die chinesische Regierung die Wissenschaft konsequent als Soft Power ein. Vor dem offenen Versuch, Kritik zu unterdrücken und andere zu belehren, schreckt sie selbst nicht zurück. Im April erteilte sie den Mitarbeitern des größten europäischen Forschungsinstitut für Chinastudien, dem MERICS aus Berlin, ein Einreiseverbot. Ein Exempel für alle, die sich mit ihr anlegen wollen.
Wer sich mit Wissenschaftlern hierzulande über die wachsende chinesische Einflussnahme unterhält, trifft auf eine gedeckte Stimmung. Viele Kritiker wollen aus Angst vor Repressionen nicht namentlich genannt werden. Andere nehmen bei der neuen Macht schon einmal Anschauungsunterricht. Die Wirtschaftsprofessorin Doris Fischer von der Universität Würzburg beispielsweise untersucht das chinesische Sozialpunktesystem, ein totalitäres Überwachung- und Disziplinierungsmonster, in dem Projekt „Vom ,Vorreiter‘ lernen“ auf „Chancen und Risiken“. Interessant ist die erwartete Wirkung auf das Ausland: Auch westliche Unternehmen würden nach dem Maßstab des Sozialpunktesystems bewertet und bei schlechter Note vom chinesischen Markt ausgeschlossen. Für Fischer offensichtlich eine vorbildliche Praxis.
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