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In Berlins Zentrum findet man auch 33 Jahre nach der Wiedervereinigung noch Straßen, in denen man sich fühlt, als wäre man weit draußen in den vergessenen Vororten der Stadt. Die Berliner Kurfürstenstraße ist so ein Ort. Sie liegt nicht weit vom Tiergarten und vom „Kaufhaus des Westens“ entfernt und wirkt trotzdem so, als befände sie sich irgendwo im Niemandsland der Peripherie: Bis vor Kurzem gab es hier noch überwucherte Trümmergrundstücke, Gewerbehöfe, ein Sexkaufhaus, einen Straßenstrich und ein paar trostlose Sozialbauten, und nur das kurz vor dem Ersten Weltkrieg vom damaligen Stadtbaudirektor Ludwig Hoffmann errichtete „Haus der Baugewerkschule“ erinnert mit seiner mächtigen, über drei Geschosse ragenden Säulenordnung daran, welche hochfliegenden Pläne das spätkaiserliche Berlin einmal hatte.
Direkt neben diesem neoklassizistischen Monumentalbau steht seit Kurzem ein Haus, das sich so japanisch leicht und transparent auf seinem Eckgrundstück auseinanderfaltet, dass man sich fragt, ob man überhaupt noch in Berlin ist. So etwas gab es hier bisher nicht. Man muss sich nur einmal in der Kurfürstenstraße umschauen, deren zahlreiche Brachen in den vergangenen Jahren mit trostlosen Dämmputz-Wohnkisten und Pseudo-Altbauten im internationalen Immobilienportfolio-Residenzstil zugepflastert wurden, um zu erkennen, mit welcher ungewohnten Qualität man es hier zu tun hat. Das achtgeschossige, 25 Meter hohe Wohnhaus ist das erste große Gebäude des in Berlin ansässigen Architektenteams June 14. Das Büro wurde 2009 gegründet von der deutschen Architektin Johanna Meyer-Grohbrügge und dem in New York geborenen, in Berlin lebenden Architekten Sam Chermayeff, der auch als Gestalter aparter, charmant-anarchischer Möbel und Wohngerätschaften bekannt ist – darunter ein überdimensioniertes dreieckiges Bett und ein „Coffeetable“, in den tatsächlich eine Espressomaschine und ein Gaskocher integriert sind. Chermayeff und Meyer-Grohbrügge hatten sich im japanischen Architekturbüro Sanaa in Tokio kennengelernt; von dort brachten sie eine Freude an experimentellen Bauwerken und eine Leichtigkeit im Umgang mit Materialien und Wohnvorstellungen mit, wie man sie hierzulande nur selten findet.