Kommt jetzt der Abspann?
Der Verband Deutscher Kinomittelstand privatwirtschaftlich geführter Unternehmen bittet die Staatsministerin Monika Grütters um ein Branchentreffen („Kinogipfel“), er braucht „kurzfristig weitere Hilfen“ und will den von ihm vertretenen „Unternehmertypus“, der „fünfzig Prozent aller Leinwände“ in Deutschland unterhält, bei der Nothilfe besonders berücksichtigt wissen. Während er fromm liberal darauf hinweist, dass er „das Rückgrat und den Motor“ der Branche darstellt, gibt’s außer ihm die großen Ketten, die wohl das Herz und der Benzintank sind, wenn man die kaputte Metapher komplett zerdengeln will.
Filmvorführstätten trocknen aus, nicht nur der Raumnutzungsauflagen wegen, sondern auch, weil die großen amerikanischen Studios Produktionen nicht aus dem Stall lassen, die so teuer waren, dass ihr Start bei verminderter Publikumspräsenz, erzwungen nicht nur von den öffentlichen Vorschriften, sondern auch der privaten Ansteckungsfurcht, nicht genügend Geld einspielen würden, um wenigstens die immensen Herstellungskosten zu decken. Man kommt sich als Filmkritiker ganz vertrottelt vor, wenn man in einer so volatilen Kino-Ökonomie noch von Kunstmaßstäben redet, aber – nur mal so als Beispiel – der kulturelle Herbst-und-Winter-Niveauverlust, der sich in diesem Land ereignen würde, wenn wegen nationaler Projektionsanbieterzusammenbrüche Pablo Larraíns ausschweifender Wachtraum „Ema“, ein schwindelerregender Höhepunkt der letztjährigen Filmfestspiele von Venedig, nicht wie versprochen im Oktober endlich auch bei uns sein Publikum zu erreichen versuchen dürfte, wäre mit keiner vorstellbaren Menge von Grütters-Groschen je wiedergutzumachen.
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