Ist das schlimmer als Diktatur?
Von HANNAH BETHKE, Fotos LUCAS BÄUML26.08.2019 · Angegriffen und abgehängt: Vor den Landtagswahlen kocht im Osten die Stimmung. Davon profitiert vor allem die AfD. Eine Reise durch die Dörfer Brandenburgs.
D er erste September hängt wie eine Gewitterwolke über dem Land. In Sachsen und Brandenburg wird gewählt, und die blaue Invasion ist in aller Munde. Eine Alternative für Deutschland will sie sein, die schon lange keine Protestpartei mehr ist und herkömmlichen Volksparteien den Rang streitig macht. Schon bei der Europawahl bekam die AfD in vielen Landkreisen Brandenburgs die meisten Stimmen, im Spree-Neiße-Kreis erreichte sie mehr als dreißig Prozent. Aktuelle Umfragen prognostizieren, die AfD werde in Sachsen zweitstärkste und in Brandenburg stärkste Kraft, vor der CDU, gleichauf mit den Sozialdemokraten, die derzeit gemeinsam mit der Linkspartei das Land regieren.
Wie das Kaninchen vor der Schlange starren die mutmaßlichen Verlierer des neuen Parteienwettbewerbs auf die Umfragewerte und erwarten das Schlimmste. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat schon aufgegeben, bevor die Wahlen überhaupt begonnen haben. Die AfD werde wohl gewinnen, sagte er kürzlich. Es sollte eine Warnung sein, aber es klingt nach Resignation – Symptom eines gewachsenen Wohlstands, der die Sozialdemokratie für viele überflüssig gemacht hat.
Die Wählerbefragungen bestätigen Klischees, die in den westlichen Großstädten über das ostdeutsche Flächenland vorherrschen: alles voller Nazis und DDR-Zombies, abgehängt, unmodern, da will man nicht hin – außer vielleicht in den Berliner Speckgürtel, in die es Großstädter zieht, die sich die Mieten nicht mehr leisten können. All das gibt Anlass zu einer Ortsbegehung – dorthin, wo angeblich keiner sein will, ins südliche und östliche Brandenburg.
Die Fahrt durchs flache Niemandsland ruft das alte Lied von Rainald Grebe in Erinnerung:
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26.08.2019 | Quelle: F.A.Z. |