Der letzte Kuss im Rock-Theater
Das erste Mal habe ich Kiss 1980 gesehen. Am 4. Oktober, in der Ernst-Merck-Halle in Hamburg. Ich war 16, und als Vorgruppe spielte Iron Maiden. Wir waren vier Jungs aus der Lüneburger Heide. Mit dem Zug kamen wir in die Stadt, bei McDonalds am Gänsemarkt haben wir uns geschminkt und dann nachmittags vor die Halle am Messegelände gestellt. Als es dann losging, war das Gedränge vor der Bühne so groß, dass wir nach hinten ausweichen mussten. Gesehen haben wir nicht viel, Videoleinwände gab es noch lange nicht. Aber das Konzert war für uns wie eine Offenbarung, unser erster Ausflug in die große Welt des Rock ’n’ Roll.
Jetzt stehe ich in der Frankfurter Festhalle, werde in zwei Jahren 60, und sehe Kiss – voraussichtlich – zum letzten Mal. Die Tour heißt „End of the Road“, es ist unser Abschiedsabend. Sänger Paul Stanley ist 70, Bassist Gene Simmons noch ein paar Jahre älter, es ist Zeit aufzuhören. Als Vorband spielen die New Roses aus Wiesbaden, meinem Wohnort seit mehr als 20 Jahren. Wer hätte das damals gedacht? Aber wir sind nicht hier für Sentimentalitäten, sondern, um uns von der besten Band der Welt zu verabschieden. Das ist schlimm genug.
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