Das T-bakel

„Wer wär‘ nicht gerne Aktionär, wer wüsste dazu nicht gern mehr“ – wenn diese Melodie ertönte und Dutzende fröhlicher Menschen mit allen möglichen Gegenständen das T-Zeichen in die Kamera machten, dauerte es nicht lange und „Liebling Kreuzberg“-Hauptdarsteller Manfred Krug erschien im Bild, um zu sagen: Ich gehe mit – mit der T-Aktie an die Börse. Das war Mitte der Neunziger Jahre und die Werbung wirkte.
Warum auch nicht? Die Reformen der Achtziger und der Siegeszug des Computers hatten die Börse vom altmodisch-elitären Klub zum modernen Marktplatz gemacht. Die ersten Discount-Broker hatten ihre Pforten geöffnet und der Dax in den 18 Monaten vor dem Werbefeldzug um mehr als 40 Prozent zugelegt. Der Neue Markt, der später die Börseneuphorie richtig entfachen sollte, war in Planung und man schielte nach Frankreich, wo das Pendant Nouveaux Marché schon am Start ware. Vielleicht am wichtigsten aber war, dass das Zweite Finanzmarktförderungsgesetz 1994 Insiderhandel zum Straftatbestand gemacht und Deutschland erstmals eine Wertpapieraufsicht beschert hatte. Die Börse schien anständig zu werden.
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