Bitcoin am Abgrund

Im Großen und Ganzen scheint man sich einig zu sein: Den Kryptoassets gehört die Zukunft. Kryptowährungen, Non-Fungible Tokens (NFT) oder vielleicht auch nur deren Schlüsseltechnologie, die Blockchain, werden unser aller Leben künftig in hohem Maße mitbestimmen. So richtig will ich mich diesen Gedanken bestimmt nicht verschließen. Kryptoassets üben eine Faszination aus, der man sich gerade als grundsätzlich der Zukunft positiv zugewandter Mensch kaum entziehen kann. Mich bewegt aber auch die Frage, ob eine in gigantischem Ausmaß Strom fressende Technologie die Zukunft auf unserem Planeten sein kann – erst recht, wenn saubere Energieformen im weltweiten Energiemix unendlich weit im Hintertreffen sind. Und als technischer Analyst sträuben sich mir die Nackenhaare, wenn fast alle einer Meinung sind. Meist geht das nicht gut: Entweder es kommt alles ganz anders oder sehr viel später.
Maßgeblich zu meiner skeptischen Einschätzung der Kryptomärkte tragen aber auch deren Charts, vor allem der des Urvaters aller Kryptoassets, des Bitcoin, bei: Er erinnert mich sehr an die Charts, die ich vor mehr als 22 Jahren an den Neuen Märkten beobachtet habe: Einem gigantischen Hype, begleitet von sehr lauten Meinungsäußerungen über das Ende der Geschichte und den Beginn eines neuen Zeitalters, folgte eine Ernüchterung, wie sie die Welt bis dahin nicht gesehen hatte. Binnen zweieinhalb Jahren fiel der Nemax 30 auf etwa 3 Prozent seines Höchstwertes zurück: Aus 100 wurden 3 Euro. Wer sich im März 2000 bereits in den Hamptons wähnte, für den reichte es im Herbst 2002 nicht einmal mehr für eine Zweiraumwohnung am deutschen Ende der Welt.
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