China stoppt offenbar tägliche Veröffentlichung von Anleihedaten

China hat Marktkennern zufolge die tägliche Aktualisierung der Anleihe-Handelsdaten für ausländische Institutionen eingestellt. Tägliche Daten seien jetzt nur noch für institutionelle heimische Kunden verfügbar, sagten sechs mit der Angelegenheit vertraute Personen am Dienstag. „Die Transaktionsdaten für den 12. Mai in der Kategorie der ausländischen Institutionen sind verschwunden“, nannte einer der Insider ein Beispiel. Er spekulierte, dass dies auf eine starke Abwertung des Yuan und erhebliche Kapitalabflüsse zurückzuführen sei.
Ein Grund dafür dürfte die Corona-Welle sein, durch die seit Wochen die Finanzmetropole Schanghai mit einem behördlich verordneten „Lockdown“ lahmgelegt wurde. Viele Investoren befürchten, dass die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wegen der Corona-Welle sogar in eine Rezession schlittern könnte und trennten sich deshalb von chinesischen Wertpapieren.
Frühere Daten zeigten, dass ausländische Investoren in letzter Zeit mehr ver- als gekauft hätten, sagte ein anderer Insider. Den Daten für die beiden vergangenen Monate zufolge haben ausländische Anleger ihre Bestände an chinesischen Anleihen drastisch reduziert. Allein im April fielen diese so stark wie seit August 2015 nicht mehr. Angaben des International Institute of Finance (IIF) zufolge verzeichnete China im ersten Quartal die größten Kapitalabflüsse überhaupt. „Im April war eine ähnliche Tendenz zu beobachten, wobei chinesische Schuldtitel einen Abfluss von 2,1 Milliarden Dollar erlitten und chinesische Aktien nur geringfügig zulegten“, sagt das IIF in einem Bericht.
Die Landeswährung Yuan hat im April um mehr als 4 Prozent zum Dollar abgewertet. Ein Grund dafür ist das langsamere chinesische Wachstum, ein anderer die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Letzteres macht den Dollar attraktiver.