Wie die Deutsche Börse vom Brexit profitieren will

Es ist nicht bekannt, ob die Deutsche Börse sich die Geschichte des jungen David durchgelesen hat, wie er den Riesen Goliath besiegte. Oder ob sie lieber das Pokalspiel von Vestenbergsgreuth gegen Bayern München aus dem Jahr 1994 anschaute, um Mut zu fassen. Sie hat es jedenfalls gewagt, in einen Kampf gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner zu ziehen. „Es gibt wenige Beispiele in der Historie von Marktinfrastrukturanbietern, in denen es gelang, die Liquidität von einem Ort zu einem anderen zu bringen“, sagt Erik Müller, Vorstandsvorsitzender der Deutsche-Börse-Gesellschaft Eurex Clearing.
Konkret geht es um nichts weniger als den 100 Billionen Euro schweren Markt für außerbörslich gehandelte Zinskontrakte. Mit diesen Papieren sichern sich Staaten und Unternehmen gegen das Risiko von Zinsänderungen ab. Angesichts von Billionen Schulden, die Staaten und Unternehmen vor sich herschieben, ist das ein wichtiger Markt. Nach dem Devisenhandel ist es der zweitgrößte Finanzmarkt. Und London ist der Platzhirsch – im Devisenhandel, im außerbörslichen Derivatehandel und eben auch bei den Euro-Zinskontrakten. Für verrückt wurde von manchem das Ansinnen der Deutschen Börse gehalten, daran etwas ändern zu wollen. Börsen haben den Hang zu Monopolen. Es ist für alle Marktteilnehmer attraktiv, sich auf den Marktplatz zu begeben, wo die meisten anderen Marktteilnehmer sind. Weil dann dort die meisten Geschäfte stattfinden, entsprechend viel Liquidität ist und man sich relativ sicher sein kann, dort am günstigsten und zu fairen Preisen handeln zu können.
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