Schon 260 Banken verlangen Negativzins
Die Zahl der Banken, die von Kunden von einer bestimmten Einlagenhöhe an Negativzinsen verlangen, ist offenbar weiter gestiegen. Wie das Internetportal Biallo berichtet, finden sich in seiner Statistik bis Ende August nun 260 Banken mit Negativzinsen, davon 165 im Privatkundenbereich. Seit Jahresanfang seien etwa 100 dazugekommen. Im Juli 2019 seien es 30 gewesen. Biallo deckt mit seiner Datenbank einen relativ großen Teil des deutschen Bankensektors ab, zu dem mehr als 1700 Banken gehören.
Das konkurrierende Internetportal Verivox vermeldet nur 126 Banken mit Negativzinsen, räumte allerdings ein, dass seine Liste nicht vollständig sei. Der Grenzbetrag, von dem an Negativzinsen erhoben würden, sinke tendenziell weiter.
Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kritisierte in einem Interview diese unsichere Datenlage und die sich widersprechenden Zahlen und schlug ein offizielles, einsehbares Register vor. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hatte unlängst in einer Rede gesagt, auf Einlagen von Unternehmen würden tatsächlich in größerem Umfang Negativzinsen gezahlt, bei Privatkunden sei dieser Anteil europaweit betrachtet aber „sehr gering“.
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Die Bundesbank hatte sich das letzte Mal in einem Monatsbericht Ende vergangenen Jahres mit dem Thema befasst. Sie berichtete damals, für ihre Zinsstatistik hätten immerhin 23 Prozent der Banken und Sparkassen in Deutschland einen „negativen volumengewichteten Durchschnittszinssatz“ für Einlagen privater Haushalte gemeldet. Das entspreche einem Anteil von 25 Prozent am Gesamtvolumen der Sichteinlagen privater Haushalte. Eingeschlossen bei dieser Zahl waren allerdings auch „private Organisationen ohne Erwerbszweck“.