Improvisiertes Restaurant

Schon einige Tage nachdem eine Gruppe von Geflüchteten entlang einer alten Bahntrasse ihr Camp errichtet hatte, hat Dawan Anwar Mahmud aus alten Hölzern und Tarp eine kleine Hütte gebaut, die als Restaurant und Treffpunkt des neuen Camps dienen sollte.
Mahmud hat einen weiten Weg hinter sich. Er floh als Kurde aus dem Irak, dort wurde er von der Polizei verprügelt und festgenommen. 2015, nachdem die gewalttätigen Unterdrückungen der Kurden begannen, beschloss er zu fliehen. Nach Schweden, wo seine Schwester lebt. Nach sechs Jahren des Wartens wurde sein Asylantrag abgelehnt, weshalb er weiterzog und nun am Ärmelkanal ausharrt, um nach England zu kommen.
In England kann er sich vorstellen, sein eigenes Restaurant zu eröffnen. Gelernt hat er das Kochen in einem kurdischen Restaurant in Schweden. Er galt als Spezialist für Kebabs und selbstgebackenes Brot. „Dort konnte ich allein bis zu 800 Brote am Tag backen.“ Im Camp fehlt ihm ein Ofen, um sein Brot selbst zu backen. So gibt es heute im Restaurant kurdische Hähnchenleber im französischen Baguette. Für viele der Campbewohner ist der Geschmack dennoch ein Stück Heimat und das Extrageld wert.
Mahmud verdient so am Tag zwischen 40 und 70 Euro, er hat zwei Männer, die ihm helfen und die er von den Einnahmen auch bezahlt. Alle sammeln sie Geld, um irgendwie den Ärmelkanal zu überqueren. Nach den Unglücken per Boot hat Mahmud Angst. Er möchte lieber in einem Lkw auf die Insel. Mit 4000 Pfund ist die Überfahrt aber doppelt so teuer wie mit einem Boot. Ende des Sommers hatte Mahmud schon einmal 1600 Pfund an einen Schmuggler verloren.
Einen Tag nachdem es im Restaurant Hähnchenleber gab, löste die französische Polizei das Camp und somit auch Mahmuds Restaurant auf. Ob er seine Reise nach England finanzieren kann, bleibt ungewiss.














