Vom Aussterben und Überleben

Kanadas Geschichte ist untrennbar mit dem Pelzhandel verbunden. Jahrhundertelang wurden Felle aus der kanadischen Wildnis durch große Handelsgesellschaften wie die Hudson’s Bay Company in die ganze Welt vertrieben. In Europa waren insbesondere kanadische Biberfelle lange hochbegehrt.
Felljäger waren die Ersten, die Kontakt zu den kanadischen Indigenen aufnahmen und mit ihnen Handel trieben. Sie bahnten Wege durch die Wildnis und bereiteten auf diese Weise die europäische Besiedlung Nordamerikas vor.
Noch heute ziehen tausende Trapper durch die Wälder Kanadas – darunter viele Indigene – aber nur noch wenige können von dieser Tradition leben. Echter Pelz lässt sich immer schwerer verkaufen.
Der Geschmack der Käufer hat sich geändert. Insbesondere jüngere Kunden verzichten aus ethischen Gründen auf das Material. Viele der großen Modelabel haben inzwischen reagiert und Pelz aus ihren Kollektionen verbannt. Große Namen, wie beispielsweise Gucci, Burberry, Versace, Chanel und Dolce&Gabbana produzieren gänzlich pelzfrei oder experimentieren - wie Stella McCartney - mit Kunstfellen.
In den vergangenen Jahren waren China und Hong Kong die größten Abnehmer für kanadischen Naturpelz. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist dieser Markt eingebrochen. Mit dem Krieg in der Ukraine und den Handelsbeschränkungen gegen Russland fielen auch diese beiden wichtigen Länder als Käufer aus.
Auch Kleidungsfabrikanten in Griechenland, Italien, der Türkei leiden unter den Sanktionen – sie verkauften einen Großteil ihrer Pelzprodukte nach Russland. „Pelzhandel ist ein Luxusmarkt. Natürlich sind wir die ersten, die betroffen sind“, bestätigt Michel Roberge, Pelzhändler aus Montreal.
Eine Rolle spielt auch der Klimawandel. Die Winter werden kürzer und wärmer und machen den Tieren zu schaffen. Hinzu kommen menschliche Siedlungen, die immer weiter in die Wildnis hineingebaut werden und die Tiere weiter in den Norden vertreiben. Für traditionelle Waldläufer wird es immer schwieriger, ausreichend Tiere zu fangen. „Fallenstellen ist Teil unseres Erbes“, sagt der 70-jährige indigene Trapper Tom Borg. „Es ist, als ob man einen Teil von sich verliert.“








