„Sie haben den Opfern beigebracht, dass Liebe Gewalt bedeutet“

Die Strafmaßverkündung wurde nicht nur eine Abrechnung mit R. Kelly. „Die Verbrechen waren sorgsam geplant und wurden fast 25 Jahre lang regelmäßig begangen. Sie haben den Opfern beigebracht, dass Liebe Versklavung und Gewalt bedeutet“, warf die Vorsitzende Richterin Ann Donnelly dem Sänger vor, als sie ihn zu 30 Jahren Haft verurteilte. Fast zwei Stunden lang hatten einige der vergewaltigten und sexuell missbrauchten Frauen dem Bundesgericht in Brooklyn am Mittwoch über Schmerzen, Erniedrigung und zerstörte Lebensentwürfe berichtet. Immer wieder fielen auch die Worte Ruhm, Macht und Prominenz. „Ich bin davon überzeugt, dass viele einflussreiche Leute Robert geschützt haben, weil er Geld für sie verdient hat“, befeuerte Lizzette Martinez die Gerüchte über ein bewusstes Wegsehen der Musikbranche.
Martinez war Anfang 2019 eine der Ersten, die sich nach den plötzlich öffentlichen Missbrauchsvorwürfen äußerten. Die Fernsehdokumentation „Surviving R. Kelly“ hatte zuvor das System R. Kelly bloßgestellt, in dem Mitarbeiter des Grammy-Preisträgers bei Auftritten, vor Schulen und in Einkaufszentren immer wieder Minderjährige für sexuelle Übergriffe anwarben. Martinez war eine von ihnen. Als R. Kellys Leibwächter der damals 17 Jahre alten Nachwuchssängerin Mitte der Neunziger in einer Mall in Florida die Telefonnummer ihres Idols in die Hand drückte und vorschlug, dass sie ihn zu einer Probeaufnahme im Studio besuchte, begann ein Martyrium aus Missbrauch, Geschlechtskrankheiten und einer ungewollten Schwangerschaft.
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