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Fußgänger-Demonstration

„Der Gehweg ist eine Resterampe“

Von Paula Lochte
29.08.2019
, 09:28
Teilnehmer einer Fußgänger-Demonstration gegen parkende Autos, Radfahrer und E-Tretroller auf Gehwegen haben sich am Berliner Fernsehturm versammelt. Bild: dpa
Am Mittwoch haben in Berlin Fußgänger für ihre Rechte demonstriert. Mitorganisator Roland Stimpel über politische Schwimmnudeln, betagte „Wutgänger“ und kindische E-Roller-Fahrer.

Herr Stimpel, Sie haben am Mittwoch in Berlin für die Rechte der Fußgänger demonstriert. Bis zu 1000 Teilnehmer hatten Sie erwartet. Ziel erreicht?

Quantitativ nein, qualitativ ja. 200 Leute sind gekommen. Das ist nicht wahnsinnig viel, aber unter den Demonstranten waren trotz der hohen Temperaturen viele Senioren, Blinde und Rollstuhlfahrer – also die Leute, die es auf dem Gehweg am schwersten haben. Familien mit Kindern leiden natürlich auch, haben an einem Mittwochnachmittag aber weniger Zeit zu demonstrieren. Vor der Schlusskundgebung am Fernsehturm sind wir einmal um den Alexanderplatz gelaufen. Wir hatten grüne Schwimmnudeln verteilt. Damit haben die Teilnehmer, die nah an der Bordsteinkante gingen, symbolisch markiert: Das ist unser Raum!

Warum das Ganze?

Fußgänger sind die größte und die am stärksten vernachlässigte Gruppe im Stadtverkehr. Alle breiten sich auf dem Gehweg aus: parkende Autos, Roller und Fahrräder, Schilder und Ladesäulen, dazu die Stühle von Restaurants und Cafés. Der Gehweg ist die Resterampe für alle, die nicht wissen, wohin mit ihrem Zeug. Der Raum wird immer enger und unsicherer. Gerade die Ältesten und die Jüngsten sind schutzbedürftig. Durch neue Mobilitätsformen, zuletzt den E-Roller, wird nicht Mobilität geschaffen, sondern vernichtet.

Auf dem Bürgersteig dürfen die E-Roller doch gar nicht fahren.

Das durchzusetzen war der bisher größte Erfolg unseres kleinen Vereins. Aber sie fahren trotzdem auf dem Gehweg, und vor allem stehen und liegen sie dort. Wer auf den E-Roller steigt, legt ein regressives Verhalten an den Tag. Es ist, als würden die Fahrer in ihre Kindheit zurückfallen: Im wuseligsten Stadtbetrieb rollen sie verträumt vor sich hin.

Roland Stimpel ist im Vorstand des Lobbyvereins FUSS e.V. Bild: Silke Reents

Sind nicht Autos das viel größere Problem?

Insgesamt natürlich. Das Kreuzen von Fahrbahnen ist für Fußgänger gefährlich. Und viele Autos parken falsch oder an Ecken. Besonders absurd wird es, wenn das illegale Parken auf Gehwegen in Vierteln geduldet wird, in denen es mehr Autos als Parkplätze gibt. In Frankfurt zum Beispiel. Der Fußgänger dagegen verhält sich einwandfrei – und wird durch die Falschparker am Benutzen seines Weges gehindert. Mit Rollstuhl oder Kinderwagen kommen Sie teilweise gar nicht durch. Deshalb fordern wir freie und sichere Wege für Fußgänger.

Sie sind Vorstand von FUSS e.V. Seit wann gibt es diesen Lobbyverband für Fußgänger?

Gegründet wurde der Verein 1985, er ist ein Kind der Bürgerinitiativ- und Ökobewegung. Lange haben wir uns als Fachverband verstanden. Heute sind neben Leuten aus Ämtern, Hochschulen und Planungsbüros auch Privatpersonen dabei. Wir haben 700 Mitglieder. Das ist noch wenig, aber wir wachsen. Gerade ältere Leute, die am liebsten ihren Gehstock in Fahrradspeichen rammen würden, melden sich häufig bei uns. Wir nennen sie Wutgänger. Solchen Unmut versuchen wir durch unsere Arbeit natürlich zu kanalisieren und zu zivilisieren.

Was planen Sie als nächstes?

Wir wollen Ortsgruppen in weiteren deutschen Städten gründen. Unser Ziel ist, dass sich überall in Deutschland Fußgänger zusammenschließen.

Quelle: F.A.Z.
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