Hubschraubereinsatz gegen giftige Raupen

Zum Auftanken landet der Hubschrauber kurz im Stadtwald an der Isenburger Schneise. Dann hebt er wieder ab, um die Waldfriedhöfe in Oberrad und Goldstein oder den Waldspielpark Tannenwald anzufliegen – Gebiete, die für Besucher an diesem Tag weiträumig abgesperrt sind. Aus der Luft wird eine mit einem Bakterium versetzte Spritzbrühe auf die dort wachsenden Eichen verteilt. Der Einsatz des für den Menschen unschädlichen biologischen Präparats diene dem „vorbeugenden Gesundheitsschutz“, sagt Christian Dienst vom Grünflächenamt.
Die Behörde will verhindern, dass sich die Raupen des Eichenprozessionsspinners weiterentwickeln. Denn im dritten von fünf bis sechs Larvenstadien bilden sie giftige Brennhaare aus, die bei Hautkontakt oder Einatmen zu allergischen Reaktionen wie Juckreiz und Hautausschlägen führen können. Auch Atemnot kann auftreten. Innerhalb von höchstens drei Wochen muss das Grünflächenamt handeln, um die Eichenprozessionsspinner wirksam zu bekämpfen. In dieser Zeit schlüpfen die Raupen und durchlaufen die ersten beiden Stadien.
200.000 Euro aufgebracht
Dabei ernähren sich von den frisch ausgetriebene Eichenblättern. Gelingt es den Fachleuten, rechtzeitig die Spritzbrühe auf den Blättern zu verteilen, erzeugt das Bakterium im Darmtrakt der Tiere zusammen mit dort vorkommenden Enzymen giftige Substanzen: Die Raupe verendet.
Das Frankfurter Grünflächenamt hat langjährige Erfahrung mit diesen Einsätzen. Seit 15 Jahren lässt es binnen weniger Tage auf 217 Hektar Wald die Baumkronen der Eichen besprühen. Das entspricht 3,5 Prozent der Fläche des Stadtwaldes. Wo das Arbeiten aus der Luft nicht möglich ist, werden rund 7400 Eichen an Straßen, in Parks, auf Spielplätzen und Schulhöfen vom Boden aus behandelt.
Christian Dienst weiß, dass über diese Art des Vorgehens viel diskutiert wird. Eine andere Lösung wäre das Absaugen jeder einzelnen Eiche, wenn sie von den in großer Zahl auftretenden und Gespinste bildenden Raupen befallen sei. In Frankfurt sei dieses Vorgehen kaum möglich, und es wäre zudem teuer. Schon so müssten knapp 200.000 Euro aufgebracht werden. Nichts zu tun, sei auch keine Option: Die wärmeliebenden Falter, ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammend, breiteten sich immer weiter aus.
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