Was bekommen wir für Ärzte?

Die Studentin: Ich fühle mich unausgebildet
Ich hatte mich sehr auf mein Medizinstudium gefreut; Ärztin zu werden war und ist mein Berufswunsch. Mir war bekannt, dass die ersten beiden Jahre des Studiums vor allem aus dem Pauken von Naturwissenschaften bestehen und wenig mit dem gemein haben, was man später machen möchte. Aber alle versicherten mir, dass es nach dem Physikum spannender wird. Doch als ich die großen Prüfungen hinter mir hatte, brach die Pandemie über uns alle herein.
Somit dauerten meine erste Famulatur und die Möglichkeit der Praxiserfahrung aufgrund des ersten Lockdowns gerade einmal acht statt 30 Tage. Ich wurde nach Hause geschickt, um anschließend dem Aufruf an alle Medizinstudierenden zu folgen und auf einer Covid-19-Station zu arbeiten. Der verschobene Semesterbeginn machte dies für fast drei Monate möglich.
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Nicht nur die Ausbildung wird zunehmend schlechter, auch Ärzte im Berufsleben werden immer unzufriedener. Eine Umfrage unter 3300 Mitgliedern der Ärztegewerkschaft Marburger Bund ergab: 71 Prozent sagen, die Pandemie habe zu einer deutlichen Arbeitszunahme in kommunalen Kliniken geführt. Rund 91 Prozent fühlen sich durch ihre Arbeit in den vergangenen Jahren regelmäßig erschöpft. Ein Fünftel der Ärzte sieht seine berufliche Zukunft außerhalb des Krankenhauses.1000 hessische Mitglieder hat der Marburger Bund außerdem gefragt, wie es um die Personalausstattung steht. Etwas mehr als die Hälfte gab an, dass 2021 an ihrer Klinik Stellen abgebaut wurden oder dies angekündigt sei. Überwiegend seien offene Stellen nicht wieder besetzt worden. Rund 80 Prozent halten die ärztliche Personalausstattung für nicht ausreichend, um Patienten gut zu versorgen. Auch die Bundesärztekammer warnte in dieser Woche mit Blick auf die aktuelle Ärztestatistik vor einem Ärztemangel.luci.
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