Das Ende der Vertrauensarbeitszeit

Die jüngsten Gesetzespläne von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für ein „Recht auf Homeoffice“ gehen nicht nur dem Koalitionspartner CDU/CSU zu weit. „Neue Gängelung, neue Bürokratie“ – so kommentiert etwa Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer die Pläne. Vordergründig geht es darum, unter welchen Umständen sich Arbeitnehmer künftig zum Arbeiten nach Hause zurückziehen dürfen, auch wenn es dem Arbeitgeber nicht ins Konzept passt. Daneben aber wirft Heils Gesetzentwurf ein weiteres, bisher wenig beachtetes Streitthema auf: Er sieht eine verschärfte Pflicht zur Aufzeichnung der täglichen Arbeitszeit vor – und zwar nicht nur während der Arbeit daheim, sondern auch im Büro.
Mit scharfer Kritik daran meldet sich der FDP-Arbeitsmarktfachmann Johannes Vogel zu Wort: „Durch die Hintertür soll die Arbeitszeiterfassung massiv ausgeweitet werden“, sagte er der F.A.Z. Das geplante neue Regelwerk fürs Arbeiten zu Hause enthalte ganz nebenbei eine „Generalklausel“ zur Erfassung der Arbeitszeit „aller Beschäftigten, die irgendwann mal, aber regelmäßig mobil arbeiten“. Der Entwurf aus dem Arbeitsministerium sei damit „faktisch der Tod der Vertrauensarbeitszeit, auch für diejenigen, die diese wollen“, warnte er. Dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf eine detaillierte Buchführung in Sachen Arbeitszeit einvernehmlich verzichten, wie das Schätzungen zufolge derzeit in etwa einem Fünftel der Arbeitsverhältnisse der Fall ist, wäre damit künftig verboten.
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