Seelenretter in der Krise

Wer als Therapeut regelmäßig in die Seele eines Menschen blickt, ist an den Umgang mit persönlichen Krisen gewöhnt. Besonders dann, wenn er sich mit der Behandlung von traumatischen Erlebnissen befasst. Doch was Therapeut Georg Pieper gegenwärtig als Folge der Corona-Pandemie wahrnimmt, ist auch für ihn die Ausnahme im Tagesgeschäft: „Die aktuelle Situation lässt sich nicht einordnen in bekannte Muster, mit denen sich tragische Ereignisse wie Terroranschläge oder Naturkatastrophen erfassen und behandeln lassen“.
Für Pieper ist ein Trauma „eine Art dauerhafter Schockzustand“. Weil der Kampf gegen die Pandemie meist mit Quarantäne und Kontaktsperren verbunden ist, verschärft der Wegfall von sozialen Bindungen dabei den seelischen Stress. Nicht von ungefähr lösen Pandemien nach seiner Ansicht die Urängste der Menschen aus. Anders als etwa bei einem Amoklauf, in dem Täter oder der Verlauf einer Tat einer breiten Öffentlichkeit bekannt werden, bleibt die Bedrohung durch das Virus stets abstrakt – also unsichtbar und unheimlich.
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