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Als ein Verfechter für offene Wissenschaft bin ich sehr erfreut, zu sehen, dass Open Access, also der freie Zugang zu Forschungsergebnissen, in der weiteren europäischen Öffentlichkeit debattiert wird. Mit Interesse habe ich den Artikel „Blinde Offensive“ in der F.A.Z. vom 12. September gelesen und würde gerne ein paar Gedankengänge hierzu mitteilen. Aus meiner Sicht stürzen wir uns nicht blindlings auf das Thema. Das Für und Wider wurde über mehrere Jahre diskutiert. Die Gesellschaft ändert sich, neue Technologien werden entwickelt, und die Zeit ist gekommen, Ernst zu machen in puncto Open Access. Daher haben sich bereits vor zwei Jahren alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union dem Ziel verpflichtet, Open Access bis 2020 zur Realität zu machen.
Denken wir bloß daran, dass europäische Steuerzahler Milliarden von Euros für Forschung und Wissenschaft ausgeben. Die Früchte dieser Investition werden in Artikeln publiziert, die durch zahlungspflichtige Abo-Zeitschriften abgeschirmt werden. Es geht hier nicht um die Chinesen oder Amerikaner, die nicht an die Forschungsergebnisse gelangen, die wir finanzieren. Es geht um unsere jungen aufstrebenden Forscher und um die Forscher, die von weniger gutsituierten Institutionen kommen. Es geht um unsere Innovatoren und Start-ups, denen der Zugang verwehrt bleibt. Und vielleicht ironischerweise um die Leute selbst, die die Forschung finanzieren: die europäischen Steuerzahler! All dies in einer Zeit, in der wir mehr als zuvor Fakten brauchen, die von zuverlässigen wissenschaftlichen Beweisen gestützt werden. Das Streben nach Open Access ist sicherlich kein Angriff auf die wissenschaftliche Freiheit der Forscher. Weder sagen wir den Wissenschaftlern, was sie veröffentlichen, noch schränken wir sie ein, ihre Ideen und Ergebnisse zu publizieren. Ganz im Gegenteil, wir stellen nur sicher, dass ihre Ergebnisse öffentlich geteilt werden.
Als Thomas Edison die Geheimnisse des elektrischen Lichts entdeckte, tat er das nicht allein. Er gelangte zu seinem Ziel mit Hilfe des Wissens eines englischen Maschinenbauers, eines schweizerischen Uhrmachers, eines deutschen Glasbläsers und eines amerikanischen Mathematikers. Die Geschichte hat uns gezeigt, dass wir besser, weise und innovativer werden, wenn wir unser Wissen teilen. Aber natürlich sollten wir es nicht unbedacht tun. Wir müssen uns auf eine Weise für Open Access einsetzen, die wissenschaftliche Qualität garantiert, Veröffentlichungspreise nicht in die Höhe treibt, die Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft stärkt, die wissenschaftliche Freiheit und geistigen Eigentumsrechte respektiert und den europäischen Start-ups und Innovatoren zugutekommt. Es gibt bereits viele Ideen, wie dies erreicht werden kann. Lasst uns aufgeschlossen bleiben und miteinander diskutieren!
Carlos Moedas ist Europäischer Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation