Ganz in Trance

Es ist ein Arbeitsplatz zum Wohlfühlen. Carola Ateljevic hat es sich in einer Sporthalle auf einem Sitzkissen bequem gemacht, neben sich ein Buddhakopf, auf ihrem eigenen Kopf ein Headset. Das Mikrofon ist Ateljevics wichtigstes Instrument für eine Stunde „Hypnose und Entspannung“, die sie mehrmals die Woche in einem Hamburger Sportstudio anbietet. Sie hat aber auch schon Gäste von Ferienclubanlagen hypnotisch entspannt, sogar Lehrkräfte und Behördenmitarbeiter, auch wenn der Auftrag hier „Stressreduktion und Leistungssteigerung“ hieß. „Du bist Schöpfer deines Lebens“, haucht die Trainerin ins Mikrofon, „und hast ein Recht auf ein gesundes und glückliches Leben.“ Ihre Botschaft unterstreicht Ateljevic mit einer Ausatmung, die vom Mikro ins Ohr und von da in Mark und Bein geht. Es sei denn, die Teilnehmer, mehrheitlich Frauen, haben sich schon von der Trance in den Schlaf verabschiedet.
„Hypnose ist nichts anderes als die therapeutische Arbeit mit dem Trancezustand“, sagt Klaus Hönig, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hypnose (DGH) und Psychotherapeut an der Uniklinik Ulm. Wer beispielsweise auf einer Zugreise gedankenverloren aus dem Fenster blickt und sich wundert, dass er kurze Zeit später schon am Ziel angekommen ist, war in Trance. Ein natürlicher Zustand, in dem wir offener sind für Emotionen und Bilder, auch die bedrohlichen, weshalb Hypnose ein Medikament mit Nebenwirkungen sei, warnt Hönig: „Es können auch traumatische Erfahrungen hochkommen.“ Die DGH legt daher Wert darauf, dass Hypnose als Therapie ausschließlich von Ärzten, Psychologen und Zahnärzten mit Fachausbildung angeboten wird.
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