Auf einmal Laborratte
Über die Digitalisierung an Hochschulen wurde in diesem Jahr schon viel gesprochen, meist und durchaus kontrovers mit dem Fokus auf die Lehre. Über Forschung wurde in der Weise nicht groß gestritten, allein schon, weil sie in vielen Disziplinen bereits digitalisiert ist. Noch weniger stand und steht im Fokus, was man erst auf den zweiten Blick sieht, die Informationsinfrastrukturen. Das ist eigentlich erstaunlich, denn die eilige Umstellung auf Online-Lehre und viele Anwendungen im Forschungsbereich wären in der Weise kaum möglich gewesen, wenn die Bibliotheken nicht zügig viele Lizenzen erweitert und E-Book-Pakete hinzuerworben hätten. Durch die rasche Ausschöpfung des Marktes für elektronische Medien konnten die Bibliotheken wenigstens in Teilen ausgleichen, was an direkter Zugänglichkeit zu ihren Häusern nicht möglich war, und so ihren Teil für das Gelingen des vergangenen Sommersemesters leisten.
Was wie eine Erfolgsgeschichte klingt, hat eine dunkle Rückseite, die schon im vergangenen Jahr sichtbar wurde, als amerikanische Bibliothekare feststellen mussten, dass die führenden Wissenschaftsverlage vor allem im naturwissenschaftlich-technischen und medizinischen Bereich ihre Online-Plattformen mit all den Überwachungstechnologien versehen haben, für die ansonsten hauptsächlich die großen Internetkonzerne wie Facebook und Google in der Kritik stehen. Wer sich etwa die Website der renommierten Zeitschrift „Nature“ genauer ansieht, stößt auf Dutzende entsprechender Werkzeuge: einzelne Tracker, die den Seitenbesucher verfolgen, Audience-Tools, die Daten aus vielen Quellen zu Profilen zusammenführen, Fingerprinter, die auch solche Nutzer identifizieren, die das durch ihre Browsereinstellungen unterbinden wollen, und Werkzeuge zur Echtzeitversteigerung von Nutzerdaten, so wie es ursprünglich Google für sein Annoncengeschäft eingeführt hat.
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