Kommt mit der Inflation die Stunde der Wahrheit?

Nach einer verbreiteten Sichtweise wurde die Finanzkrise von 2008 nicht gelöst, sondern auf Dauer gestellt. Die Zentralbanken schlüpften in die Rolle des politischen Feuerlöschers und sorgten mit einer lockeren Geldpolitik dafür, dass die Weltwirtschaft nicht auseinanderbrach. Die Mischung aus extrem niedrigen Zinsen und Wertpapierankäufen in Billionenhöhe sorgte dafür, dass Staaten und Banken liquide blieben, und belebte die Konjunktur.
Die Zentralbanken wuchsen darüber in eine neue politische Rolle, die ihre Unabhängigkeit gefährdet und ihnen über den Kopf zu wachsen droht. Denn was als kurzfristige Krisenreaktionsmaßnahme gedacht war, setzte sich über Jahre fort. Der Politik war das recht, weil sie sich billig verschulden konnte und ihr die kurzfristigen geldpolitischen Kriseninterventionen unpopuläre Maßnahmen ersparten. Schuldenstaaten wurden über die Zentralbank künstlich beatmet und politische Verwerfungen verhindert. Die Corona-Krise ließ den Geldbedarf ein weiteres Mal in die Höhe schnellen. So kaufte man Zeit und ging einer politischen Lösung aus dem Weg.
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