Das Abi ist ungerecht
Das Abitur ist ungerecht, das hat sich dieses Jahr wieder gezeigt. Als sich Schüler über die angeblich zu schweren Mathe-Aufgaben beschwerten, senkten Hamburg, Bremen und das Saarland das Niveau und gaben bessere Noten – Bayern aber nicht. Ob die Bayern am Ende allerdings schlechter dran waren als die Hamburger, ist schwer zu sagen. Denn die Aufgaben waren nicht gleich. Es gibt in Deutschland kein Zentralabitur, sondern nur einen zentralen sogenannten Aufgabenpool, aus dem sich die Länder für die Prüfung bedienen können – sie müssen aber nicht. Es steht ihnen ebenfalls frei zu entscheiden, wie viele der Aufgaben sie übernehmen und ob sie die Fragen noch verändern – erweitern, zerlegen, erschweren, erleichtern, wie auch immer. Manche Länder, wie Hamburg, ändern nichts, andere, wie Bayern, passen die Aufgaben an.
Ein weiteres Beispiel, aus dem letzten Jahr: Die Abiturienten in Baden-Württemberg meinten, ihr Englisch-Abitur sei unfair, viel zu schwer. Das Kultusministerium verteidigte sich: In Mecklenburg-Vorpommern seien genau dieselben Aufgaben gestellt worden – und von dort hörte man keinen Protest. Es stellte sich heraus, dass die Schüler im Norden zwar dieselbe Aufgabe lösen mussten, dafür aber eine halbe Stunde länger Zeit bekommen hatten. Außerdem durften sie ein zweisprachiges Wörterbuch benutzen. Selbst dieselbe Pool-Aufgabe im Abitur muss nicht unter denselben Bedingungen gelöst werden.
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