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Jargon der Eigentlichkeit“ – so nannte Theodor W. Adorno seinen Aufsatz, in dem er den sprachlichen Muff der 1950er-Jahre sezierte: Gemeint war eine Sonntagsreden-Prosa, die, angelehnt an die Diktion Heideggers, über das vermeintlich „Echte“, „Wesentliche“ und „Eigentliche“ schwadronierte. Für Adorno zeigt sich in dieser Phrasenrhetorik eine manipulative Mechanik des Wortgebrauchs. Eine „bescheidene Anzahl signalhaft einschnappender Wörter“ ist auf die Wirkung hin kalkuliert, die sie bei Lesern und Hörern hervorruft. Der Inhalt der mechanisch abgespulten Signalwörter ist dabei zweitrangig, denn, so Adorno: „Der des Jargons Kundige braucht nicht zu sagen, was er denkt, nicht einmal recht es zu denken: das nimmt der Jargon ihm ab und entwertet den Gedanken.“
Die „Eigentlichkeit“ von damals ist die „Geschlechtersensibilität“ von heute. Ihr Jargon bildet das kommunikative Grundrauschen im universitären Lehr- und Arbeitsbetrieb. Nahezu jede Hochschulverwaltung veröffentlicht Leitlinien, „Empfehlungen“ und „Handreichungen“ zum „gendersensiblen Sprachgebrauch“, deren Beachtung für Studenten, Mitarbeiter und Dozenten mehr oder weniger verpflichtend ist. Stil und Textgestalt dieser Sprachleitfäden sind dabei Paradebeispiele für das von Adorno beobachtete „Formale“ eines Jargons, der sich in ständig wiederkehrenden Postulaten erschöpft. „Gleichstellung“ soll durch „geschlechtergerechte Sprache“ „vorangebracht“ werden. „Sprache“ sei „geschlechtersensibel“ einzusetzen. „Diskriminierungen“ sollen „abgebaut“ werden mit dem Ziel der „Sichtbarkeit aller Geschlechtsidentitäten“ durch „geschlechterinklusive und diversitätssensible Sprache“ (Goethe Universität Frankfurt/Main 2020).