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Vor vier Jahren hatte kaum jemand in Brasilien an eine Rückkehr von Luiz Inácio Lula da Silva geglaubt, schon gar nicht an eine Rückkehr in den Präsidentenpalast. Der frühere Präsident saß damals in einem Gefängnis, wo er die meiste Zeit isoliert in seiner Zelle verbrachte, verurteilt zu einer zwölfjährigen Haftstrafe wegen Korruption. Das politische Ende einer der Galionsfiguren der lateinamerikanischen Linken schien unwiderruflich.
Diesem Tiefpunkt im Leben des heute 77 Jahre alten Politikers ging ein tiefer Fall voraus. Als Lula da Silva 2010 seine Präsidentenschärpe abgab, genoss er eine Popularität von 89 Prozent, mehr als je ein Präsident vor ihm. Der aus armen Verhältnissen stammende einstige Gewerkschaftsführer hatte ein Brasilien regiert, das vom Rohstoffboom getragen wurde. Während seiner Regierungszeit machte Brasilien einen Sprung, stieg unter die Großen und Mächtigen auf. Millionen Arme wurden erstmals zu Konsumenten. Investoren standen Schlange.
Doch schon kurz nach dem Ende von Lula da Silvas Präsidentschaft sollte die Wirtschaft stagnieren und ein beispielloser Korruptionsskandal ans Licht kommen. Dutzenden Politikern und Unternehmern wurde der Prozess gemacht. Schließlich war die Reihe an Lula da Silva. Die Staatsanwälte und auch der Richter waren trotz dünner Beweislage überzeugt, dass der frühere Präsident der Kopf des Korruptionsnetzwerkes gewesen sein musste. 2017 wurde Lula da Silva verurteilt und verhaftet. Ein Jahr später gewann Jair Bolsonaro die Wahl. Nur einer hätte ihn damals schlagen können: Lula da Silva.
Später kam raus, dass sich Staatsanwälte und Richter abgesprochen hatten. Letzterer wurde gar Justizminister unter Bolsonaro. Das Narrativ Lula da Silvas, der stets von einem Komplott sprach, um seine Wiederwahl zu verhindern, schien plötzlich plausibel. Im vergangenen Jahr rollte der Oberste Gerichtshof den Fall neu auf und befand den Richter in den Prozessen gegen Lula da Silva für befangen. Die Prozesse wurden annulliert und Lula da Silva wurde wieder wählbar.
Nun ist Lula da Silva zurück. Doch er ist nicht mehr der Unbescholtene von damals. Ein großer Teil der Bevölkerung hasst ihn, nennt ihn einen Dieb und empfindet seine Wahl als Schlag ins Gesicht. Lula da Silva hat sich vorgenommen, ein geteiltes Brasilien wieder zusammenzuführen, obwohl er einer der Gründe für die Spaltung ist. Brasilien hat ihn noch einmal gewählt, auch weil er die einzige Möglichkeit war, den noch unbeliebteren Präsidenten Bolsonaro abzuwählen. Vergeben haben ihm die Brasilianer deswegen nicht. Sie haben ihm lediglich die Chance gegeben, es besser zu machen.