Das Ergebnis war immer Verlassenheit
Die Missbrauchsfälle in Staufen, Lügde und Bergisch Gladbach haben gezeigt, dass organisierter sexueller Missbrauch in der Mitte der Gesellschaft in viel größerem Ausmaß stattfindet, als die meisten sich vorstellen können. Organisierte Strukturen zeichnen sich durch Tätergruppen aus, die systematisch sexualisierte, körperliche und psychische Gewalt anwenden, um Kinder kommerziell auszubeuten (etwa durch Zwangsprostitution). „In organisierten und rituellen Gewaltstrukturen wird die systematische Anwendung schwerer sexueller Gewalt (in Verbindung mit körperlicher und psychischer Gewalt) an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch die Zusammenarbeit mehrerer Täter“ ermöglicht und „ist häufig verbunden mit kommerzieller sexueller Ausbeutung (Zwangsprostitution, Handel mit Kindern, Kinder-/Gewaltpornographie)“, schreibt der Fachkreis „Sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen“ beim Bundesfamilienministerium.
Häufig werden die Gewaltstrukturen durch scheinideologische Sinngebungen, vor allem faschistisch oder rechtsextrem, religiös und in wenigen Fällen auch satanistisch verbrämt. Organisierte und rituelle Gewalt wird häufig angezweifelt und als Erfindung Betroffener oder deren Therapeuten abgetan. Das Doppelleben gesellschaftlich angesehener Männer und – in seltenen Fällen – auch Frauen ist schwer zu fassen. Intuitiv wehrt sich die Gesellschaft dagegen, möglicherweise aus Selbstschutz. Organisierte und rituelle Gewalt ist inzwischen durch viele Studien belegt, sie wird trotzdem in Frage gestellt. Selbst Fachleute halten die massiven Gewalterfahrungen in organisierten Strukturen für so unerträglich, dass sie rasch für unglaubwürdig erklärt werden.
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