Operation Rache

Berlin-Neukölln, Columbiadamm: „Schehitlik“, der Name der bekanntesten Berliner Moschee, die sich hier, ganz in der Nähe des Tempelhofer Felds, befindet, leitet sich vom türkischen Wort für Märtyrer ab. Direkt vor ihrem Eingang befindet sich ein helles marmornes Grabmal – mit islamtypisch dunkelgrünen Flächen und goldenen Lettern sticht es auf dem Friedhof deutlich hervor. Darin bestattet wurden Bahattin Schakir, ein Gründungsmitglied des seit 1908 im Osmanischen Reich regierenden jungtürkischen Komitees für Einheit und Fortschritt (KEF), und der einstige Gouverneur der osmanischen Provinz Trabzon Cemal Azmi. Beide kamen bei einem Attentat am 17. April 1922 in Berlin ums Leben – „ermordet durch armenische Terroristen“, wie die Grabinschrift auf Türkisch und Deutsch berichtet.
Waren nicht die Armenier die Opfer der Türken? Mehr als die Hälfte der 1,5 bis zwei Millionen Armenier sowie etwa 200 000 assyrische Christen waren 1915/16 im Osmanischen Reich Deportationen, Massenmord, Vergewaltigung und Versklavung zum Opfer gefallen. Diese zu rächen war das oberste Ziel eines armenischen Geheimkommandos: Die Operation „Nemesis“ war nach der griechischen Rachegöttin benannt und hatte sich gegründet, um die Hauptverantwortlichen für den Genozid zu töten.
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