Altes Feindbild, neuer Krieg

Anders als von dem russischen Präsidenten Wladimir Putin erwartet stößt der russische Angriff auf die Ukraine seit mehr als einem Monat auf starken militärischen Widerstand. Die Mobilisierung der Bevölkerung im Kampf für die Freiheit und Selbstbestimmung der eigenen Nation tut ihr Übriges, um die Erwartungen des russischen Präsidenten Lügen zu strafen. Der Plan, die ukrainische Hauptstadt Kiew innerhalb von wenigen Tagen zu besetzen und einen neuen ukrainischen Präsidenten einzusetzen, ist katastrophal gescheitert.
Woher stammt die Fehleinschätzung, dass die Ukraine ihre Souveränität mehr oder weniger kampflos preisgeben würde? Putins Ansprachen in der letzten Februarwoche und frühere Äußerungen über die Ukraine lassen, wie schon verschiedene Beiträge hervorgehoben haben, einen russischen Nationalismus und ein Ressentiment wegen des Zusammenbruchs der Sowjetunion als Motive erkennen. Diese Ansprachen sowie die Forderung nach einer „Entnazifizierung“ der Ukraine, die Russland nach dem Beginn des Überfalls als ein zentrales Kriegsziel genannt hatte, zeigen aber auch die Quelle dieser Fehleinschätzung, nämlich ein Feindbild, das aus der Zeit der Sowjetunion stammt, aber bis heute weiterwirkt: den ukrainischen Nationalismus.
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