„Täuschungen durchziehen als prägendes Muster die Arbeit“

Die Universität Bayreuth erhebt in ihrem abschließenden Bericht zur Plagiatsaffäre schwere Vorwürfe gegen den früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Er habe vorsätzlich getäuscht und bewusst gefälscht. „Diese objektiv bestehenden Täuschungen durchziehen die Arbeit als werkprägendes Bearbeitungsmuster“.
Guttenberg habe die „Sorgfaltswidrigkeit zum bewussten Arbeitsstil“ in seiner Doktorarbeit erhoben, heißt es im Abschlussbericht der Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ der Universität Bayreuth, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Guttenberg war der Doktortitel am 23. Februar dieses Jahres entzogen worden, am 1. März war er als Verteidigungsminister zurückgetreten.
„Hohe Erwartungen der Familie“
Guttenberg hatte den Täuschungsvorsatz stets bestritten. Aus dem Bericht der Universität geht hervor, dass er in einer Stellungnahme die Mängel in seiner Dissertation durch seine wachsende Belastung als Familienvater und Bundestagsabgeordneter zu erklären suchte. Trotz seiner Zusage, sich an der Aufklärung aktiv zu beteiligen, habe Guttenberg das Angebot für ein persönliches Gespräch abgelehnt und nur durch seine Anwälte mitteilen lassen, dass er eine ungeordnete Arbeitsweise mit „gelegentlich chaotischen Zügen“ gepflegt habe.
Zudem seien die Erwartungen der Familie an ihn hoch gewesen. Die Kommission war dadurch nicht zu überzeugen. Das würde voraussetzen, dass die nicht eben seltene Situation einer Mehrfachbelastung durch Beruf und Familie automatisch zum Plagiieren führe, wofür es keine plausiblen Erklärungen gebe, heißt es in dem Bericht.
Die Staatsanwaltschaft Hof will im Sommer erste Ergebnisse ihrer Ermittlungen vorlegen. Der Untersuchungsbericht der Universität soll in die Ermittlungen einfließen. Unterdessen wurde von der CSU bestätigt, dass Guttenberg Anfang dieser Woche vom Kreisverband Kulmbach zum Delegierten für den Bezirks- und den Landesparteitag gewählt worden ist. Guttenberg sei auf einer Versammlung mit Beifall bedacht worden. Zugleich wurde in der Partei davor gewarnt, mit dieser Wahl Spekulationen zu verbinden, Guttenberg strebe wieder herausgehobene Ämter an. Guttenberg sei nur einer unter vielen Delegierten.