„Stabile Regierung unter meiner Führung“

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat trotz der Niederlage der SPD Anspruch auf das Kanzleramt erhoben.
„Ich fühle mich bestätigt, für unser Land dafür zu sorgen, daß es auch in den nächsten vier Jahren eine stabile Regierung unter meiner Führung geben wird“, sagte Schröder am Sonntag abend in Berlin. „Wir haben etwas erreicht, was viele der professionellen Beobachter für völlig unmöglich gehalten haben“, sagte Schröder. „Ich bin stolz auf die Menschen in unserem Land!“
Schröder: „Sozialen Zusammenhalt nicht gefährden“
CDU und CSU seien „grandios gescheitert“. Er verstehe nicht, wie die Union aus einem desaströsen Wahlergebnis einen politischen Führungsanspruch für Deutschland ableiten wolle. Gleichzeitig schloß Schröder Gespräche mit der Linkspartei über eine Zusammenarbeit aus. „Mit denen werden wir nicht reden“, betonte der Kanzler.

Es gehe jetzt darum, dafür zu sorgen, „daß in Deutschland die Reformprozesse weitergehen, ohne den sozialen Zusammenhalt zu gefährden“. Schröder betonte, es sei wichtig, daß „wirtschaftliche Kraft verbunden wird mit ökologischer Sensibilität“.
„Gerhard, Gerhard“-Rufe
Als dritten Schwerpunkt nannte er die Außen- und Sicherheitspolitik. Deutschland müsse in den zunehmenden internationalen Konflikten weiterhin als eine verläßliche Macht für Frieden und Ausgleich wahrgenommen werden.
„Das ist das Ziel, das haben wir den Menschen versprochen, das werden wir halten“, sagte Schröder. Schröders Rede wurde mehrfach von „Gerhard, Gerhard“-Rufen unterbrochen.
Fischer schließt Regierungsbeteiligung nicht aus
Joschka Fischer hat unterdessen, anders als andere Grünen-Politiker, eine Regierungsbeteiligung nicht ausgeschlossen. Zur kommenden Politik der Grünen sagte er: „Ob das in der Opposition ist oder in einer anderen Rolle, das werden wir sehen.“
Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hatte zuvor gesagt, das Grünen-Ergebnis sei ein Auftrag für die Opposition. „Wir stellen uns auf Opposition ein“, sagte sie in der ARD. Ihre Kollegin Krista Sager sagte dem Sender n-tv: „Wir als Grüne haben uns darauf eingestellt, in die Opposition zu gehen.“
Müntefering: „Das Land will Gerhard Schröder“
SPD-Chef Franz Müntefering nannte den Ausgang der Bundestagswahl eine „persönliche Niederlage“ von Merkel. Das Ergebnis sei zugleich ein „Riesenerfolg“ für Bundeskanzler Gerhard Schröder und die SPD. Die Wahl habe gezeigt: „Das Land will Gerhard Schröder als Bundeskanzler haben.“
Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sagte, die SPD sei zufrieden. Der SPD-Politiker verwies auf die gestiegenen Prozentzahlen im Gegensatz zu anfänglichen Umfragen. Er sprach von einer „grandiosen Aufholjagd“. Solange es nur Prognosen gebe, sollte noch nicht über Koalitionen geredet werden.
Platzeck: „Mit der Linkspartei wird es nichts geben!“
Matthias Platzeck, Ministerpräsident in Brandenburg, schloß eine Koalition mit der Linkspartei aus: „Mit der Linkspartei wird es nichts geben!“, sagte er im ZDF. Er lobte den „fulminanten Wahlkampf“. Ein Ziel sei erreicht: „Schwarz-Gelb wird dieses Land nicht regieren.“ Während Koch sich demonstrativ hinter Angela Merkel stellte, sieht Platzeck Merkels Stellung gefährdet: „Die Personaldiskussion, die Herr Koch vorhin ausgeschlossen hat, hat in der CDU schon um 18.01 Uhr begonnen.“
Nach dem schlechten Abschneiden der Union hat der saarländische SPD-Chef Heiko Maas eine Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen nicht ausgeschlossen. Es gebe zwei Möglichkeiten: eine große Koalition und eine Ampel, sagte Maas am Sonntag abend. „Da werden Gespräche zu führen sein. Man muß jetzt mit diesem Wahlergebnis arbeiten.“ Nach dem, was vorliege, könne gegen die SPD keine Regierung gebildet werden, betonte Maas. „Das ist ein Erfolg, nach dem, was uns vor ein paar Wochen noch vorausgesagt wurde.“