Ziemlich einig Vaterland
Alle Jahrestage wieder, insbesondere an den „runden“, wird der Meterstab gezückt und nachgemessen, mit deutscher Gründlichkeit und nicht nur von Amts wegen. Sind Ost und West sich ein weiteres Stück näher gekommen? Oder haben sie sich sogar voneinander entfernt? Verglichen wird, was sich in Euro und Prozenten vergleichen lässt, vom Einkommen bis zur Einstellung zur Demokratie. Der Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Einheit im Jubiläumsjahr umfasst knapp dreihundert Seiten. Zum Glück, das die deutsche Einheit war und ist, gibt es aber auch eine Kurzfassung des Ost-Beauftragten: „Wohin man schaut, man findet mehr Gemeinsames als Trennendes.“
Nun wird man gerade von einer Bundesregierung, an deren Spitze seit anderthalb Jahrzehnten eine ehemalige DDR-Bürgerin steht, nicht erwarten, dass sie ein düsteres Bild des Einigungsprozesses malt. Es wäre trotz aller noch bestehender Unterschiede zwischen den „neuen“ und den „alten“ Ländern der Lage aber auch nicht angemessen. Der Osten schließt zwar in den materiellen Disziplinen langsamer zum Westen auf als erhofft. Doch die Schere geht zu, nicht auseinander. Größere Sorgen muss man sich um eine wachsende Distanz zur parlamentarischen Demokratie machen. Sie ist freilich kein exklusives Ostphänomen. Auch im Westen hat diese Regierungsform nicht so viele Anhänger, wie sie es angesichts der (Erfolgs-)Geschichte der Bundesrepublik verdient hätte.
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