Das Trauma der SED
Demonstrationen im klassischen Sinne gab es in der DDR nur in der Phase des Zusammenbruchs des Regimes. Zwar wurde auch in den Jahrzehnten davor immer wieder einmal demonstriert im „ersten Arbeiter-und-Bauern-Staat auf deutschem Boden“, wie sich die DDR gerne nannte. Aber diese Veranstaltungen erhielten in der Propaganda meist den Namen „Kampfdemonstration“ und waren äußerliche Unterwerfungszeremonien vor den Führern von Partei und Staat.
Die bemerkenswerteste und folgenreichste Ausnahme von dieser Regel ereignete sich am 17. Juni 1953. Die Geschichte dieses Tages, den die Bundesrepublik bis zur Wiedervereinigung als gesetzlichen Feiertag beging, begann fast ein Jahr zuvor. Die Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), dem Vorbild von Stalins Sowjetunion wie immer blind folgend, verkündete auf einer Parteikonferenz (einer Art kleinem Parteitag), in der DDR werde nunmehr „der Sozialismus planmäßig aufgebaut“. Das hörte sich, zumal aus dem Mund eines Funktionärs wie SED-Chef Walter Ulbricht, zunächst sehr technisch-bürokratisch an. Im wirklichen Leben vieler Menschen führte es aber zu massiven Krisen und einem allgemeinen Sinken des Lebensstandards. Aber auf solche Dinge nahm die Führung – auch hier ganz nach sowjetischem Vorbild – keine Rücksicht. Eine sich verstärkende Fluchtbewegung in Richtung Westen konnte sie allerdings nicht verhindern.
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