Späte Würde für sowjetische Kriegsgefangene
Kein Stein markiert die Stelle, an der Stepan Stepanovich Lazarew ruht. Marina Mehlis weiß nur ungefähr, wo ihr Urgroßvater liegt. Nur die Massengrabreihe kennt sie. Sechsunddreißig lange Reihen bilden den Ehrenfriedhof für sowjetische Kriegsgefangene am Rande des kleinen ostwestfälischen Ortes Holte-Stukenbrock. Mehrere zehntausend Rotarmisten liegen verscharrt im Sand der Senne unter gepflegtem Rasen und lichten Kiefern. Sie verhungerten, starben elendig an Krankheiten, wurden ermordet. Stepan Stepanovich Lazarew starb am 17. August 1944 im Stammlager 326 (VI K), kurz Stalag 326, rund einen Kilometer vom Friedhof entfernt.
Vor dreizehn Jahren fand seine Urenkelin Marina das durch eine Anfrage bei der Organisation Memorial für ihren Großvater Juri Stepanovich Lazarew heraus. Marina war damals in der zehnten Klasse. „Dass Opa nach all den Jahrzehnten Gewissheit über das Schicksal seines Vaters bekam, hat ihm so viel Glück bereitet. Endlich war sein Vater, den er nie kennengelernt hatte, nicht mehr spurlos verschwunden“, erzählt die 29 Jahre alte Russin. „In meiner Heimat hat jede Familie ihre Kriegshelden, die bei Festen und Treffen stets Thema sind. Aber in vielen dieser Geschichten gibt es sozusagen keinen Punkt.“
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