Über Ehrenmorde muss geredet werden

Kürzlich wurde in Berlin eine Afghanin ermordet. Tatverdächtig sind zwei ihrer Brüder. Sie sollen die Frau getötet haben, weil ihnen ihr Lebenswandel nicht passte. Die Staatsanwaltschaft sprach von einem „gekränkten Ehrgefühl“ der Täter, also einem möglichen Ehrenmord. Das Muster solcher Taten ist immer dasselbe: Familienmitglieder erliegen dem Wahn, dass einer der ihren die Ehre des Hauses beschmutzt habe und dass sie nur durch einen Mord wiederherzustellen sei. Die Täter sind häufig Einwanderer aus der Türkei, die Opfer überwiegend Frauen. Es sind Frauen, die sich von den rigiden Moralvorstellungen ihrer Familie lösen und die selbst über ihr Leben bestimmen wollen.
Sobald diese Zusammenhänge ausgesprochen waren, ging der Streit in den sozialen Netzwerken los. Nicht etwa darüber, wie eine solche Tat im 21. Jahrhundert in Deutschland passieren konnte. Nicht darüber, wie man sie verhindern oder die Opfer schützen könnte. Nein, es ging um den Begriff „Ehrenmord“ selbst.
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