Die Implosion der SPD tröstet die CDU

Wäre die Wahlbeteiligung ein Gradmesser für die Qualität einer Demokratie, so müsste in Nordrhein-Westfalen zwar nicht der Katastrophen-, wohl aber Krisenfall ausgerufen werden. Denn niemals zuvor in der Geschichte des 75 Jahre alten Landes haben weniger Bürger bei einer Landtagswahl von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht als am Sonntag. 7,1 Millionen Zweitstimmen bedeuten, dass nur gut die Hälfte der Wahlberechtigten (55,5 Prozent) von ihrem Recht auch Gebrauch gemacht hat. Das sind gut 1,3 Millionen weniger als vor fünf Jahren (65,2 Prozent) und etwa 800.000 weniger als 2012 (59,6 Prozent).
Am größten war die Enttäuschung offenkundig über die SPD, die noch in den 1980er-Jahren absolute Mehrheiten erzielt hatte. 2017 hatte war sie nach sieben Jahren an der Spitze der Landesregierung nach einem Verlust von 400.000 Stimmen hinter die CDU zurückgefallen. Diesmal war der Verlust mit 750.000 Stimmen noch dramatischer. 1,9 Millionen oder 26,7 Prozent der Zweitstimmen bilden somit nicht nur relativ, sondern auch absolut den Tiefpunkt der bisherigen Geschichte der Sozialdemokratie an Rhein und Weser.
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