Wenn Söder denkt

Als Meister des abrupten politischen Kurswechsels, wenn es die Stimmung im Land und bessere CSU-Umfragewerte erfordern, hat sich wieder einmal Markus Söder erwiesen. Demütig bekennt Bayerns Ministerpräsident, er habe beim „langen“ Nachdenken zum Jahreswechsel „tiefe Lehren“ aus 24 Monaten Pandemie gezogen. Menschen, die „verunsichert“ bei Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen „mitlaufen“, will der CSU-Chef zuhören und nicht mehr rüffeln.
Noch bevor klar ist, wie sich die zur Wand auftürmende Omikron-Welle mit Zeitverzögerung auf die Lage in den Krankenhäusern auswirkt, stellt der einstige Chef des „Teams Vorsicht“ auch schon Lockerungen in Aussicht. Locker unterlaufen als Anführer des von ihm neu kreierten „Teams Augenmaß“ hat Söder bereits den Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz für 2 G plus in der Gastronomie.
Immerhin noch in einem Team spielt er mit Gesundheitsminister Lauterbach beim Thema Impfpflicht. Die von Lauterbach vorausgesagten schweren Wochen, wenn das Virus massenhaft ungeimpfte, besonders gefährdete Ältere erwischt, könnten Söder zur nächsten Kehrtwende bewegen. Denn für eine Durchseuchung und damit Grundimmunisierung der Bevölkerung ist es angesichts der immer noch zu großen Impflücke in dieser Gruppe zu früh.