Bloß keine neuen Unruhen
Ralph Brinkhaus kann sich ausrechnen, wie viele Stimmen er bei der Kampfabstimmung gegen Volker Kauder aufbringen wird – die meisten wohl aus seiner eigenen Landesgruppe, der nordrhein-westfälischen, sicherlich einige aus Ostdeutschland, aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Auch aus seiner Heimat Baden-Württemberg ist Kauder nicht jede Stimme sicher. Weder die bayerischen noch die hessischen Abgeordneten haben aber ein Interesse daran, kurz vor den Landtagswahlen – die Wahl der Fraktionsspitze findet Ende September statt – für Unruhe zu sorgen. Denn ein Sturz Kauders wäre eine ernste Niederlage für Angela Merkel. Es wird also höchstwahrscheinlich nicht reichen für Brinkhaus.
Aber kommt es darauf an? Es wäre nicht das erste Mal, dass es zu Regierungszeiten von CDU und CSU eine Kampfabstimmung in der Fraktion gibt. Dass es jetzt auch um die Zukunft Merkels geht, ist Folge der Unsitte, dass sich die Fraktion zum Claqueur von Partei und Regierung machen lässt. Die Kandidatur von Brinkhaus ist also eigentlich eine Rückkehr zur Normalität. Und vielleicht nicht seine letzte.