Als das Wetter seine Unschuld verlor

Als Sven Plöger Ende der Neunziger anfing, das Wetter zu moderieren, stand es für Leichtigkeit. Nach den Krisen und Katastrophen in den Abendnachrichten drehte sich das Wetter um die Frage, ob am Wochenende gegrillt werden kann, ob es morgen ins Freibad geht, ob es weiße Weihnachten gibt. Bis heute interessiert das die Zuschauer so sehr, dass sich am Ende der Nachrichten ein „Wetterhügel“ in den Zuschauerzahlen bildet. Weil die Tagesschau im Schnitt noch immer die erfolgreichste Fernsehsendung ist, sprechen sie in der ARD-Wetterredaktion in Frankfurt, wo auch Plöger arbeitet, selbstbewusst von der „beliebtesten Minute“ im deutschen Fernsehen. Plöger findet das wenig überraschend: „Wetter ist totale Haptik. Jeden betrifft es, jeder hat eine Haltung dazu.“
Aber wann hat das Wetter seine Unschuld verloren? Plöger weiß noch, wann er merkte, dass etwas nicht stimmt. Es war der 26. Dezember 1999. Er moderierte von einer Station in den Schweizer Bergen aus, als Sturmtief Lothar durch die Wälder zog und mehr als ein Drittel der Bäume umriss. Das überraschte Plöger. Er fragte sich, ob das noch normal sei. Und erinnerte sich an sein Studium der Meteorologie, zehn Jahre war das damals her. Ende der Achtziger wusste man schon, dass Treibhausgase dazu führen, dass sich die Erdatmosphäre verändert und die Temperatur der Welt langfristig ansteigt. Es gab eine Ahnung davon, wie es die Welt treffen könnte.
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